Jim Rogers: Tipps für privat Anleger

Jim Rogers: Tipps für privat Anleger

US-Finanzministerin Janet Yellen hat einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss von der Yale University. Darum heißt es, wir müssen auf sie hören. Aber ich habe in meinem Leben noch keinen Finanzminister erlebt, der öfter falsch lag als sie. Ich habe ehrlich gesagt kein Vertrauen in die Dame. Sie redet immer nur über Politik und nicht über die Realität. Natürlich versucht sie, ihren Job zu behalten. Sie ist schließlich eine Politikerin. Sie ist in Washington, und all diese Leute da versuchen, ihren gut bezahlten Job zu behalten. Sie sagen dann komische Dinge. Wirres Zeug, von dem sie glauben, dass es hilft, ihren Job zu behalten. Und sowas ist natürlich für niemanden gut. Aber das kümmert sie nicht. 

 

Vielleicht erinnern sie sich noch mit Grausen daran. Janet Yellen war mal unsere Notenbank-Chefin. Den musste sie dann aber für Jerome Powell räumen. Hatten Sie schon die Möglichkeit, die jüngste Erklärung von Jerome Powell zu sehen? Die FED fängt jetzt angeblich mit einer neuen Zinspolitik an. 15 Milliarden Dollar werden eingedampft. Powell  sagte, dass die Notenbank den Kauf von Anleihen zurückfahren wird. 

Warum haben sie das nicht schon vor 10 Jahren gestoppt? Warum haben sie überhaupt damit angefangen? Nun wird also der Ankauf von Staatsanleihen zurückfahren. Was glauben Sie, was dann passiert? Wie wird der Markt Ihrer Meinung nach damit umgehen? Glauben Sie, dass es nur ein sanftes Tapering sein wird, oder ein Schlag mit dem Hammer wie vor ein paar Jahren, als sie anfingen, sich aus dem Gelddrucken nach der Finanzkrise zurückzuziehen? 

Das wird nicht das Ende des Aktienmarktes bedeuten. Es mag eventuell das Ende für den Anleihemarkt sein. Aber es wird nicht den Aktienmarkt abwürgen. Der ist nämlich ziemlich stark. Da braucht es schon etwas mehr als nur ein paar Zinserhöhungen. 

Als ich in diesem Geschäft vor etwa 30 Jahren anfing, war die Regel, dass man sich keine Sorgen über die FED machte – so lange, bis sie die Zinsen dreimal hintereinander erhöhte. Beim ersten Mal erschreckt es die Leute immer ziemlich heftig. Auch bei der zweiten Zinserhöhung erschrickt man nochmal kurz. Aber es geht weiter wie gehabt. Beim dritten Mal wird es dann ernst. Da muss man als Privatinvestor zusehen, dass man seine Schäfchen im Trockenen hat. Ich weiss nicht, ob diese Regel heute immer noch gilt. Es hat sich vieles verändert seit den 90er Jahren.  

Im Gegensatz zu damals drucken die Zentralbanken heute viel mehr Geld. Nur einige wenige dieser Banken haben angefangen, zumindest ETWAS vorsichtiger zu agieren. Das reicht nicht aus. Es braucht eine Menge Energie, um einen Bullenmarkt zu töten. Da müssen noch mehr Zentralbanken auf die Klötzer treten, sonst rennt der Bulle weiter.

Ein bremsender Faktor könnten die Lieferengpässe sein. Die dauern nun schon locker ein Jahr lang an. Es gab auch viele Nachrichten über Energieengpässe weltweit. Wie groß ist das Risiko? Wie stark könnten sich die Produktionsstopps auf den Finanzmarkt auswirken? Ich bin nicht der Einzige, der sieht, was auf den Märkten passiert. Aber ich bin auch nicht schlauer als die Märkte. Ich kann es nicht vorhersagen. 

Dann ist da noch der selbstgemachte Einflussfaktor “Energiewende”. Theoretisch müssten die Ankündigungen negativ auf Aktien im Bereich fossiler Energie und positiv auf Aktien im Bereich erneuerbarer Energien wirken. Praktisch ist es nicht so. Denn mit den ersten Blackouts kam das böse Erwachen. Die Konsequenzen der beginnenden Energiewende sind nicht nicht vorhersehbar. Wir Menschen können manchmal schon ziemlich irrationale Entscheidungen treffen. Die Leute sagen plötzlich: Schließt die Kohleminen! Hört auf, Erdöl zu nutzen! Stoppt die Atomkraft! Das ist prinzipiell schon in Ordnung, wenn die Menschen das so wollen. Aber man muss sich über die Konsequenzen im Klaren sein. Bei unausgegorener Planung kann es schnell passieren, dass man das Licht anmachen will, und es bleibt dunkel. 

Eine Abstimmung über Kohle oder keine Kohle reicht nicht, um die Energieversorgung zu sichern. Es reicht aber, um die Aktienmärkte im Energiesektor gehörig durcheinander zu würfeln. Preise für fossile Energieträger sind jüngst in die Höhe geschossen – dank Covid und dank voreiliger Entscheidungen von Regierungen, aus fossilen Brennstoffen auszusteigen. Der Grund ist offensichtlich. Es gibt noch kein belastbares Netzwerk welches auf Sonne, Wind und Wasser basiert.

Covid, Lockdowns, Lieferengpässe, Nullzinspolitik, Energiewende … viele Faktoren zeigen langfristige Wirkung auf dem Aktienmarkt und bei der generellen Preisentwicklung. Wirksame Heilmittel gegen hohe Preise sind paradoxerweise die hohen Preise selbst. Da passieren dann zwei Dinge: Erstens fangen die Leute an, weniger von dem zu verbrauchen was teurer geworden ist. Und zweitens beginnt die Wirtschaft, mehr von dem zu produzieren was teurer wurde. Die simple Aussicht auf Profit bringt diesen Motor zum Laufen. Langfristig führen die hohen Preise so zu niedrigeren Preisen. Ebenso gilt für niedrige Preise: Die Leute kaufen mehr davon und es wird noch mehr davon produziert. Zu hohe und zu niedrige Preise bewirken quasi dasselbe.

Zurück zum Aktienmarkt. Ich besitze eine Uranaktie. Sie steigt gerade. Das hat nichts mit mir persönlich zu tun. Das passiert einfach, weil wir Strom brauchen und die Kohlepreise durch die Decke gegangen sind. Atomenergie ist plötzlich wieder ein geliebtes Kind. 

Ich besitze auch Aktien eines Kohle fördernden Unternehmens. Sie können gar nicht glauben, wie viel Geld ich da momentan verdiene. Nicht, dass die Jungs dort irgend etwas tolles erfunden haben, oder effizientere Fördermethoden anwenden. Nein, der Fakt allein reichte, dass anderenorts viele Kohleminen geschlossen wurden. Da sag ich nur: Ok! Wenn die Leute das so wollen, müssen sie die Konsequenzen tragen. Ich für meinen Teil werde weder meine Atom- noch meine Kohleaktien verkaufen. Ich bin verhalten optimistisch, dass es dort noch weiter nach oben gehen wird. 

Mein Freund Rick Rule ist mein Ratgeber in Sachen Atomkraft. Er hat den Uran-Trust gegründet und ist ein großer Investor in all diese Nuklear-Energie-Aktien. Er meinte kürzlich zu mir, dass einige der Uran-Bergbauunternehmen bereits etwas überbewertet sind. Er ist der Meinung, dass deren Aktienwert etwas zu schnell anstieg. Das passiert bekanntlich in fast allen Märkten. Die Preise steigen aufgrund von Nachrichten oder Gerüchten. Sie steigen dann in der Erwartung auf höhere Gewinne, die letztlich doch nicht eintreffen werden. Sie wachsen über sich hinaus und fallen nach dem Hype wieder in sich zusammen. Ich bin mental auch darauf vorbereitet. Mein Portfolio hat neben Aktien genau deshalb einige sehr stabile Eckpfeiler im Bereich der Sachwerte: Das sind Gold und Silber.  

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